Do
22.10.
Joseph Haydn: Sinfonie Es-Dur Hob. I:103
Ludwig van Beethoven: Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 36
Leitung: Kai Bumann
Wer bei Haydns Musik bloss an «Heiterkeit» denkt, liegt oft daneben. Die Es-Dur-Sinfonie Nr. 103 zeigt es: Bevor das quirlige «Allegro con spirito» loslegt, präsentieren Fagotte und tiefe Streicher eine geheimnisvolle langsame Einleitung. Mehr noch: Ganz zu Beginn ertönt ein Paukenwirbel – ganz allein, wie ein geheimnisvolles Signal. Vielleicht verspürte das Uraufführungspublikum in London 1795 dabei leise Schauer, galten Pauken damals doch noch als Militärinstrument… Stehen somit nicht die ganze Kunstfertigkeit, der ganze Melodienreichtum, die ganze Pracht danach im Schatten dieses Anfangs? Und passt das nicht erschreckend gut zum Herbst 2020?
Auch Beethoven beginnt seine oft «heiter» bezeichnete 2. Sinfonie mit einer langsamen Einleitung, die alles Folgende in ein bestimmtes Licht stellt. In solchen Momenten zeigt er sich ganz als Haydns Schüler, der er ja tatsächlich war. Gleichzeitig geht er natürlich über sein Vorbild hinaus, bringt grellere Bläserfarben und rasantere Rhythmen ins Spiel. Das kann bisweilen fast gewaltsam klingen. Gerade die 2. Sinfonie wartet aber auch mit dem Gegenstück auf – mit wärmster, menschlichster Zärtlichkeit.